Ratgeber zum Umgang mit schwierigen Schülern/innen
Es gibt viele Gründe für Auffälligkeiten, z.B. Sucht, psychische Probleme, Konflikte im privaten Umfeld usw. Der Problemlage angemessen bieten sich unterschiedliche Vorgehensweisen an. Dabei ist die individuelle Situation des Schülers/der Schülerin zu berücksichtigen. Somit stellt dieser Ratgeber eine mögliche Form der Intervention dar.
Ziele für die Schüler/innen:
- Entwicklung des Bewusstseins für sein/ihr problematisches Verhalten
- Initiierung von Bereitschaft zur Veränderung des problematischen Verhaltens
- Übernahme von Verantwortung für sein/ihr Handeln
Die Intervention erfolgt stufenweise in Form von aufeinander aufbauenden Gesprächen mit einem/einer Schüler/in, mit dem Ergebnis von Vereinbarungen und der Festlegung von Konsequenzen bei deren Nicht-Einhaltung.
Mögliche Abfolge einer Intervention
1. Problembeschreibung: Beachten von Signalen, die auf ein spezielles Problem hinweisen, z.B. Leistungsschwankungen,
2. häufige Schulversäumnisse, körperliche Anzeichen, usw.
3. Austausch mit Kolleginnen/Kollegen im Klassenteam über Wahrnehmungen, Beobachtungen
4. Festhalten von Tatsachen durch genaues Beobachten der Situation in der Schule über ca. 3 Wochen:
- Wie wirkt der/die Schüler/in im Unterricht?
- Wie verhält er/sie sich?
- Wie stellt er/sie sich selbst dar?
- Wie sind seine/ihre Leistungen, Fehlzeiten usw.?
5. Gespräch des/der betreffenden Lehrers/in mit dem/der Schüler/in:
- Schüler/in beschreibt seine/ihre Selbstwahrnehmung
- Wie nehmen Sie sich selbst zur Zeit im Unterricht wahr?
- Sind Sie mit Ihren Leistungen zufrieden?
- Welche Ziele haben Sie für dieses Schuljahr?
- Konfrontation des/der Schülers/in mit den gemachten Beobachtungen der Lehrer (eigene Interpretationen, Anschuldigungen vermeiden.)
- Analyse des Problems: Schüler/in soll Gründe/Ursachen für sein/ihr Verhalten erklären; Schüler/in soll seine/ihre Probleme benennen und aus seiner/ihrer Sicht beschreiben (im Anschluss an das Gespräch Gedächtnisprotokoll).
- Suchen und Aufzeigen von Ressourcen:
- Individuelle Ressourcen von Seiten des Schülers (Stärken, Kompetenzen bewusst machen, die z.B. in außerschulischen Bereichen sichtbar werden.
- Unterstützungsmöglichkeiten von Mitschülern/Freunden und Eltern (evtl. Elterngespräch durch den Klassleiter/die Klassleiterin) erfragen.
- Unterstützungsmöglichkeiten des Fachlehrers durch individuelles Beratungsgespräch bei fachspezifischen Problemen nutzen.
- Schulinterne Beratung je nach Problemlage: (Suchtprobleme [Drogen-,Alkohol-, Medien-, Medikamentenabhängigkeit, Essstörungen],psychosoziale Beratung, Schülerinnen-Beauftragte, Schülerbeauftragter, Schullaufbahnberatung, Schulsozialarbeit)
- Externe Beratung: Verweis an problemspezifische, außerschulische Beratungsstellen
- Fragen, was er/sie noch braucht und klären, wie es weiter gehen soll (to do–Liste).
- Schriftliche Gesprächsnotiz oder gemeinsame Formulierung von Vereinbarungen bzw. Zielen und von Konsequenzen:
- Schüler/in und Lehrer/in (Klassleiter /Klassleiterin) unterschreiben
6. Dokumentation und Information
- Disziplinarisch: Ordnungsmaßnahmen bis hin zum Disziplinarausschuss
- Pädagogisch: z.B. Sozialdienst für die Schule oder die Klasse, Entzug der Unterstützung, keine Berücksichtigung des Problems im Schulalltag, usw.
7. Beobachtung der Veränderungen im Verhalten des Schülers/der Schülerin
8. Austausch über Veränderungen mit Kolleginnen und Kollegen im Klassenteam
9. Bei weiteren Verfehlungen des Schülers/der Schülerin bzw. Verstöße gegen die Vereinbarungen Ergreifen adäquater Sanktionen (siehe oben).
P. Krense, R. Pöll, L. Hoffmann, L. Wiest